Genitiv

Die Funktion des Genitivs

Der Genitiv ist einer von vier Fällen im Deutschen und beschreibt den Besitzer einer Sache. Dies kann sowohl eine Person als auch eine Sache sein. Der Besitzer wird in der Grammatik durch ein Nomen oder ein Pronomen definiert. Der Genitiv antwortet auf die Frage „Wessen?“ und drückt somit die Zugehörigkeit einer Sache aus. Da der Besitzer einer Sache im Genitiv steht, müssen dementsprechend auch die Begleitwörter wie Artikel und Adjektive nach seinem Geschlecht und seiner Anzahl im Genitiv dekliniert werden:

Genitiv

Das Handy meines Freundes ist neu.

Wessen Handy ist das?

Das meines Freundes.

Subjekt = Nominativ

Besitzer = Genitiv

Genitiv
bestimmter Artikelunbestimmter Artikel, keinohne Artikel
maskulindes guten Freundeseines / keines guten Freundesguten Freundes
femininder guten Freundineiner / keiner guten Freundinguter Freundin
neutraldes guten Kindeseines / keines guten Kindesguten Kindes
Pluralder guten Freundekeiner guten Freundeguter Freunde

Steht ein Artikel (bestimmter, unbestimmter, Possessiv- oder Negationsartikel) beim Nomen, enden die Adjektive im Genitiv immer auf -en. Die Deklination im Genitiv ohne Artikel kommt selten im Singular, aber oft im Plural vor. 

Possessivartikel im Genitiv

Genauso wie Artikel und Adjektive müssen auch die Possessivartikel im Genitiv nach Geschlecht und Anzahl des Subjekts angepasst werden:

Genitiv

Personal-pronomen
Possessivpronomen
maskulinneutralfemininPlural
ichmeines Freundesmeines Kindesmeiner Freundinmeiner Freunde
dudeines Freundesdeines Kindesdeiner Freundindeiner Freunde
er
seines Freundes

seines Kindes

seiner Freundin

seiner Freunde
es
sieihres Freundesihres Kindesihrer Freundinihrer Freunde
wirunseres Freundesunseres Kindesunserer Freundinunserer Freunde
ihreures Freundeseures Kindeseurer Freundineurer Freunde
sie ihres Freundes ihres Kindesihrer Freundinihrer Freunde
SieIhres  Freundes Ihres KindesIhrer FreundinIhrer Freunde

Bildung des Genitivs

Wie aus den Tabellen zu entnehmen ist, muss sowohl bei männlichen als auch bei neutralen Nomen eine Endung hinzugefügt werden. Je nach Wort kann diese „-es“, „-s“, „-ses“ oder „-en“ sein:

  • Ein „-es“ wird hinzugefügt, wenn das Nomen aus nur einer Silbe besteht oder wenn es eine bestimmten Endungen wie -s, -ss, -ß, -tz, -z, -y besitzt:

das Jahr→ des Jahres

das Bild→ des Bildes

das Kind→ des Kindes

der Mann→ des Mannes

der Tag→ des Tages

der Platz→ des Platzes

der Schluss→ des Schlusses

der Fluss→ des Flusses

der Reflex→ des Reflexes

  • Ein „-s“ wird bei Nomen mit mehreren Silben, Nomen mit unbetonten Silben oder bei den Endungen -e, -el, -er, -en, -chen, -lein, -ling hinzugefügt.

das Auto→ des Autos

das Studium→ des Studiums

das Büro→ des Büros

das Foto→ des Fotos

das Mädchen→ des Mädchens

der Lieblingdes Lieblings

der Kumpel→ des Kumpels

der Lehrer→ des Lehrers

  • Ein „-ses“ wird hinzugefügt, wenn das Nomen auf „-nis“ endet:

das Ereignis→ des Ereignisses

das Ergebnis→ des Ergebnisses

das Geheimnis→ des Geheimnisses

  • Ein „-en“ muss bei Nomen angehängt werden, die auf „-e“ und „-ent“ enden:

der Affe→ des Affen

der Student→ des Studenten

der Patient→ des Patienten

Genitiv mit Eigennamen

Der Genitiv kann mit Nomen, aber auch mit Eigennamen vorkommen.

Genitiv mit Eigennamen

Bei Nomen-Nomen Konstruktionen steht der Besitzer im Genitiv, während die Sache im Nominativ steht:

Das Auto meines Onkels ist blau.

Subjekt = Nominativ

Besitzer = Genitiv

Wenn der Besitzer in Form eines Eigennamens ausgedrückt wird, muss die Genitiv-Endung „-s“ an den Eigennamen angehängt werden. In diesem Fall entfällt der Artikel beim Subjekt und der Besitzer steht unmittelbar vor dem Gegenstand:

Peters Auto ist blau.

Subjekt = Nominativ

Besitzer = Genitiv

Dies gilt auch bei weiblichen Nomen:

Marias Haus ist neu.

Subjekt = Nominativ

Besitzer = Genitiv

Wenn der Eigenname auf -s, -ß, -x oder -z endet, wird nach dem Nomen ein Apostroph gesetzt:

Lukas’ Wohnung ist hell.

Subjekt = Nominativ

Besitzer = Genitiv

Alternative zum Genitiv

Vor allem in der Umgangssprache wird der Genitiv oft durch den Dativ ersetzt. Dies klingt, insbesondere in der gesprochenen Sprache, weniger formell als der Genitiv und eignet sich daher besser für den Alltag:

Das Auto von meinem Onkel ist blau.

Subjekt = Nominativ

Besitzer = Präposition von + Nomen im Dativ 

Präpositionen mit dem Genitiv

Bestimmte Präpositionen werden mit dem Genitiv verwendet, wobei die meisten davon in der Schriftsprache und nicht in der Alltagssprache verwendet werden. Präpositionen, die den Genitiv verlangen sind:

  • Trotz: Trotz des schlechten Wetters möchten wir später ausgehen.
  • Während: Während des Unterrichts nutzen die Teilnehmer ihre Handys.
  • Wegen: Wegen des Verkehrs sind wir eine Stunde zu spät angekommen.
  • Innerhalb: Innerhalb der Stadt ist es schwierig, einen Parkplatz zu finden.
  • Infolge: Infolge des Attentats wurden die Sicherheitskontrollen gebessert.
  • Außerhalb: Die Firma liegt außerhalb des Dorfes.
  • Anstelle / (an)statt: Anstelle / Anstatt / Statt des Formulars hat er ein anderes Dokument ausgefüllt.
  • Aufgrund: Aufgrund des Medikamentenmangels konnten die Apotheken nur wenige Medikamente verkaufen.
  • Anlässlich: Anlässlich des wichtigen Besuchs wurde die Stadt gesperrt.
  • Angesichts: Angesichts der aktuellen Lage, müssen wir einen Plan B haben.
  • Unterhalb: Unterhalb der Stadt sind fünf U-Bahn-Linien.
  • Oberhalb: Oberhalb der Wasseroberfläche können Fische nicht lange überleben.

Gut zu wissen!

Die Theorie weicht von der Praxis ab: In der Umgangssprache werden die Präpositionen trotz, während, wegen und anstatt meist mit dem Dativ benutzt. Mehr zum Dativ erfährst du hier.

Verben im Genitiv

Es gibt nicht nur Präpositionen, sondern auch Verben, die den Genitiv verlangen:

  • bedürfen: Es bedarf nicht unserer Hilfe.
  • beschuldigen: Sie wurde des Delikts beschuldigt.
  • verdächtigen: Herr Müller wurde der Steuerhinterziehung verdächtigt.
  • anklagen: Er wurde des Mordes angeklagt.
  • gedenken: Die Bevölkerung gedenkt den Opfern.

Adjektive mit dem Genitiv

  • sich einer Sache sicher / unsicher sein: Er ist sich seiner Unschuld sicher.
  • sich einer Sache bewusst / unbewusst sein: Sie ist sich ihrer Grenzen bewusst.
  • einer Sache würdig / unwürdig sein: Seine Leistungen sind des Nobelpreises würdig.
  • einer Sache mächtig sein: Bist du der deutschen Sprache mächtig?

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